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Donnerstag, 16. Juni 2016

Auf der Route der Mayas nach Corozal und Yaxchilan

Mit Krokodile und Affen geht es per Boot an einen Ort mitten im Dschungel. 

Auch am nächsten Tag starten wir früh am Morgen. Die Abfahrt nach Corozal fand bereits um sechs Uhr statt, da allein die Fahrt drei Stunden dauern würde. Vom Bus aus können wir ganz in der Ferne bewundern, wie die Sonne über einem kleinen Hügel aufgeht. Was für ein Anblick. 

Mit der abwechslungsreichen Aussicht vergeht die Fahrt durch die tropische Flora und Fauna relativ schnell. Was mich jedoch unendlich nervt, sind die vielen Bodenschwellen, die hier als Speedbreaker überall die Strassen queren und überall dort verlegt werden, wo jemand der Meinung ist, dass der Bus und die Autos langsam fahren sollen. Das gilt besonders für die Dörfer: Hier sind am Ortsanfang und -ende jeweils Bodenschwellen verlegt. Selbst wenn das Dorf nur zehn Häuser gross ist, liegen mindestens drei dieser Bodenschwellen über der Strasse und jedesmal rumpelt es im Bus gewaltig.

Die Mexikaner selbst sind ganz schön geschäftstüchtig. Das gilt besonders für die Frauen und Mädchen, die überall dort sitzen, wo eben Autos und Busse langsam fahren müssen. An jeder Bodenschwelle und Bushaltestelle sitzen sie und verkaufen Tacos, Kuchen, Getränke und Früchte. Die Männer sitzen in ruhiger Gelassenheit in der zweiten Reihe im Schatten oder bauen in aller Ruhe eine neue kleine Hütte. Hauptsache, es geht alles ohne Stress ab. Überall gilt: "Manana, manana".

Wer Mexiko bereisen und ein wenig kennen lernen möchte, sollte sich genügend Zeit dazu nehmen. Das Land ist sechsmal so gross wie Deutschland und unglaublich vielfältig. Es gibt hier unterschiedliche Landschaften, Kulturen und Bevölkerungsgruppen. Dazu die quirlige Mexico-City mit ihren 25 Millionen Einwohnern. Allerdings ist es spätestens dort mit der Ruhe vorbei, hier hupen die Autos und der Himmel hängt voller Smog.

Einige Informationen über die Mayas:
Noch immer leben in fünf mexikanischen Bundesstaaten Mayas, die durchaus unterschiedliche Traditionen haben und sich auch in ihrer Kleidung voneinander unterscheiden. Schliesslich haben sie sich im Lauf der Zeit an die Temperaturen der Orte angepasst, an denen sie leben. In einigen Bundesstaaten beträgt die Temperatur im Durchschnitt milde 16 Grad, in anderen dagegen heisse 28 Grad. Von den insgesamt 31 Sprachen der Mayas, von denen die meisten auch über eine Schriftsprache verfügen, werden in Mexiko noch neun gesprochen. Mayas sind heutzutage nicht nur in Mexiko zu Hause, sondern auch in den Ländern drumherum oder auch etwas weiter weg.

Der traditionelle Maya-Kalender zählt 18 Monate mit jeweils 20 Tagen, für die restlichen fünf Tage gibt es noch einen extra kurzen Monat. Somit hat der Kalender insgesamt 365 Tage, wie unser moderner Kalender auch. Einen solchen Kalender habe ich mir ja schliesslich gekauft. Die Mayas haben auf ihrem Kalender nie einen Untergang der Welt prophezeit, sondern diesen Kalender vor vielen hundert Jahren einfach nur bis zu diesem Datum geschrieben - und nicht weiter.

Wir sind gerade erst eine gute Stunde unterwegs, als der Bus den ersten Stopp anfährt, ein offenes Restaurant an der Strasse in der Nähe vom "Parador Vallescondido". Da wir im Hotel abgefahren waren, bevor es Frühstück gab, bekamen wir nur ein kleines Lunchpaket mit auf den Weg. Das sollte allerdings als Mittagessen dienen. Einige der Mitreisenden sind vom Frühstück enttäuscht. Sie haben wohl vergessen, wie klein das Lunchpaket ist, das wir vom Hotel bekamen. Dagegen fand ich das Frühstück durchaus in Ordnung. Jetzt sind zwar alle ausreichend gestärkt, aber manche machen immer noch grimmige Mienen. Was solls.

    

Die Fahrt geht bis Corozal. Wir steigen aus und in kleine längliche Boote ein, mit denen wir den Usumacinta-Fluss hinab fahren, bis wir zur Ausgrabungsstätte Yaxchilan kommen.

Der Fluss bildet die Grenze zwischen Guatemala und Mexiko: Rechts ist Guatemala und links Mexiko. Hoffentlich kontrolliert uns niemand, ob wir das Land mitten auf dem Fluss verlassen und unbemerkt nach Guatemala einreisen. Schliesslich habe ich weder den Pass dabei, noch ein Visum für Guatemala.


Wer aufmerksam vom Boot aus das Flussufer betrachtet, kann im Wasser Krokodile und auf den Bäumen zahlreiche Affen sehen. Die Affen sehe ich überall um mich herum, die machen zum Teil lautstark auf sich aufmerksam. Aber die Anwesenheit der Krokodile bereitet mir einige Sorgen: Was mache ich, wenn das kleine Boot kentert? In welche Richtung sollte ich dann schwimmen?

Akzeptieren die Behörden in Guatemala, wenn ich mich als Flüchtling ausweise, der vor den Krokodilen floh? Oder sollte ich lieber versuchen, in Mexiko sicheres Ufer zu erreichen? Ich versuche, darüber nicht zu tief nachzudenken und bleibe lieber ganz brav und ruhig auf meinem Platz sitzen.

      




Bei Yaxchilan angekommen, hält das Boot zwar am Ufer, doch es gibt keinen trockenen Steg, über den wir laufen, sondern es geht durch den Sumpf am Ufer. Wer Sandalen trägt, kann hier schon mal stecken bleiben. Wie überall gab es auch hier einige Mitreisende, welche die Anweisung der Reiseleitung ignoriert haben. Statt guter geschlossener Schuhe tragen sie Sandalen oder Badeschuhe. Tja, wer nicht hören kann, muss eben fühlen.

Um uns herum fliegen hunderte bunter Schmetterlinge, als wir zu Fuss durch den dichten Regenwald zu den Ausgrabungsstätten der Mayas laufen.

    




Diese liegen auf einer kleinen Halbinsel und sind nur von der Fluss-Seite aus zugänglich. Möglicherweise liessen sie sich auch durch den dichten Dschungel erreichen, in dem es von Schlangen und anderen Tieren wimmelt. Da bin ich doch froh darüber, dass wir den Weg über den Fluss gewählt haben und an den Krokodilen vorbei fahren.

Es geht durch einen kleinen Tempel, dessen Korridore wie ein Labyrinth verzweigt sind. Innen ist es wirklich stockdunkel. Bei der Wahl zwischen verschiedenen Wegen entscheiden wir uns für den kürzesten, der nur etwa zwanzig Meter lang war. Immerhin gibt es hier im Dunkeln auch Fledermäuse oder Spinnen, so gross wie mein Handteller.

Wir kommen an einem grossen Platz heraus, der rundherum von Tempeln und Pyramiden umrahmt ist. Auch hier klingt das Geschrei der Affen im Urwald beeindruckend. Schliesslich weiss ich ja nicht, was die Tiere alles so vorhaben. Und im Urwald von Mexiko wohnen einige Tiere, von denen ich jetzt nur Pumas, Tiger, Schlangen, Affen und Skorpione aufzähle.

Die Hauptattraktion an diesem Ort ist der Grosse Tempel (Tempel Mayor), den ich über eine alte Steintreppe auch bis nach oben besteige. Das muss einfach sein, sonst wäre ich nicht wirklich hier gewesen. Unser Reiseleiter erklärt uns, dass sich tief im Regenwald noch viel mehr Ruinen und Tempel befinden. Da es nicht genügend Geld für die Archäologen gibt, sind diese noch nicht ausgegraben.

Ursprünglich war mal geplant, an diesem Fluss einen Staudamm zu errichten. Dabei wäre diese ganze Stätte überflutet worden. Ich bin jedenfalls wirklich froh darüber, dass ich das alles hier sehen durfte. Auch wenn ich nur Steine finden kann, erzählt jeder mit seinen Inschriften etwas über die Mayas, die einst in einer Zeit hier lebten, zu der es in Europa ganz anders aussah, als wir es uns heute vorstellen können.

Von den vielen Eindrücken überwältigt fahren wir wieder zurück nach Palenque. Dieser Abstecher war auch das Ende der Maya-Route, auf der wir hier im mexikanischen Bundesstaat Chiapas unterwegs waren. Am nächsten Morgen geht es in Richtung Norden weiter.

        

Gebucht über: sonnenklar.TV
Reiseveranstalter und Bezahlung: e-kolumbus Reisen / e-domizil GmbH
Tourveranstalter: Mediplus Reisen
Fluggesellschaft: Air Berlin 
Hotel: Hotel Nututun Palenque

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